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Von: Ulrike Hagen, Julia Hanigk
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Die Generation 50+ hält länger an ihrer Arbeit fest und sieht darin mehr als nur einen monetären Gewinn. Flexible Arbeitszeiten sind ein wichtiger Faktor.
Bremen – In Deutschland gibt es eine wachsende Anzahl von Menschen, die sich dem Ruhestand nähern, aber dennoch den Wunsch haben, weiterhin berufstätig zu bleiben. Eine aktuelle Studie untermauert diesen Trend: Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) sind bereit, über das gesetzliche Rentenalter hinaus zu arbeiten, allerdings unter ihren eigenen Bedingungen. Dabei betrachten die über 50-Jährigen die Arbeit im Ruhestand nicht nur als finanziellen Bonus.
Immer mehr Rentner arbeiten auch im Ruhestand weiter
Es ist eine bemerkenswerte Entwicklung, dass immer mehr Menschen auch nach Erreichen des Rentenalters weiterhin erwerbstätig sind. Laut dem Statistischen Bundesamt hat sich der Anteil der arbeitenden 65- bis 69-Jährigen von elf Prozent im Jahr 2012 auf neunzehn Prozent in 2022 erhöht. Für viele stellt dieses Einkommen einen zusätzlichen Verdienst zur Rente dar, oft in Form von hochqualifizierten Minijobs. Für etwa 40 Prozent stellt die ausgeübte Tätigkeit jedoch die Hauptquelle des Lebensunterhalts dar.
Eine Umfrage des Karrierenetzwerks Xing, durchgeführt von Appinio unter 1000 Personen ab 50 Jahren, bestätigt diesen Trend. Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) können sich vorstellen, über das Renteneintrittsalter hinaus zu arbeiten. 62 Prozent fühlen sich auch theoretisch in der Lage, dies zu tun. Dabei geht es vielen nicht nur ums Geld: Während 63 Prozent finanzielle Gründe anführen, sehen 56 Prozent die soziale Komponente als wichtigen Faktor. Weitere 33 Prozent betrachten die Arbeit als Möglichkeit zur Selbsterfüllung.
Studie zeigt: Rentner bevorzugen flexible Arbeitsmodelle
Die Studie zeigt auch, dass flexible Arbeitszeitmodelle eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht, ältere Arbeitnehmende länger im Job zu halten. Danach bevorzugt die Mehrheit der Befragten Teilzeitmodelle: 34 Prozent möchten elf bis 20 Stunden pro Woche arbeiten, 25 Prozent finden sechs bis zehn+ Stunden attraktiv, und 17 Prozent können sich 21 bis 30 Stunden vorstellen. Lediglich zwölf Prozent würden eine Vollzeitstelle in Betracht ziehen.
Rentner können unbegrenzt hinzuverdienen - „Erfahrung älterer Beschäftigter unverzichtbar“
Die gute Nachricht: Wer sein reguläres Renteneintrittsalter von aktuell 66 Jahren erreicht hat, kann unbegrenzt hinzuverdienen und seine volle Rente beziehen. Denn seit dem 1. Januar 2023 können Rentner ohne Einschränkungen arbeiten und dabei ihre volle Rente beziehen. Diese Regelung ist Teil einer umfassenden Strategie der Bundesregierung zur Fachkräftesicherung, die auch die Abschaffung der Hinzuverdienstgrenze für Rentner umfasst.
Zuvor war es Rentnern nur erlaubt, bis zu 6300 Euro jährlich dazuzuverdienen, ohne ihre Rentenzahlungen zu gefährden. Diese Grenze wurde vorübergehend während der Corona-Pandemie angehoben, um dem dringenden Bedarf an Arbeitskräften gerecht zu werden. Nun gibt es keine Obergrenze mehr – die Hinzuverdienstgrenze wurde abgeschafft, Rentner können beliebig viel hinzuverdienen. „Gerade in Engpassbranchen ist die Erfahrung älterer Beschäftigter unverzichtbar. Flexible Arbeitszeitmodelle, besonders für Ältere, können Engpässe abfedern und Unternehmen wettbewerbsfähig halten“, so Julian Stahl, Arbeitsmarktexperte von Xing.
Felxirente und Hinzuverdienstgrenzen – ohne gekürzte Rente
Eine weitere Änderung, die Einführung der Flexirente, dürfte dem Wunsch der Generation 50+ nach flexiblen Arbeitsmodellen ebenso entgegenkommen. Die im Flexirentengesetz festgelegte Hinzuverdienstgrenze für vorgezogene Altersrenten wurde aufgehoben. Somit können auch Frührentner mit einem Nebenjob beliebig viel hinzuverdienen, ohne dass ihre Rente gekürzt wird.
Auch die Hinzuverdienstgrenzen für Renten wegen teilweiser oder voller Erwerbsminderung wurden angehoben. Die Beziehenden dürfen nun mindestens 37.117 Euro beziehungsweise 18.559 Euro hinzuverdienen. So können auch Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr voll erwerbstätig sind, weiterhin aktiv bleiben und ihre finanzielle Situation verbessern.
Wer nach dem regulären Renteneintrittsalter nicht nur zur Rente hinzuverdienen will, sondern voll weiterarbeiten möchte, profitiert gleich doppelt: Zum einen erhöht sich für jeden Monat, den man den Rentenbeginn hinauszögert, die Rente um 0,5 Prozent – das entspricht einer Steigerung von sechs Prozent pro Jahr. Darüber hinaus sammelt man durch längeres Arbeiten zusätzliche Rentenpunkte. Bei einem Jahresverdienst von 38.901 Euro brutto bedeutet das eine Erhöhung der monatlichen Rente um etwa drei Euro.
Rentner werden in Zeiten des Arbeitskräftemangels gebraucht
Angesichts eines Arbeitskräftemangels, der sich weiter verschärft, da bis 2036 knapp 30 Prozent der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Personen in Rente gehen werden, bietet die Arbeitsbereitschaft der älteren Arbeitnehmer auch Unternehmen eine große Chance.
Julian Stahl, Arbeitsmarktexperte bei Xing: „In Zeiten des Fachkräftemangels können wir es uns nicht leisten, das Potenzial der älteren Generation ungenutzt zu lassen.“ Besonders in Branchen mit Engpässen sei die Erfahrung dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unverzichtbar. „Flexible Arbeitszeitmodelle sind der Schlüssel, um ältere Arbeitnehmer zu motivieren und den Arbeitsmarkt langfristig zu stabilisieren“, so Stahl.